Veröffentlichungsdatum: 19.04.2024
Die letzten drei Jahre waren kein einfaches Umfeld für Smallcaps. Ganz im Gegenteil: Während der Nasdaq beispielsweise um ca. 50 % gestiegen ist, fällt der Russel 2000 um ca. 20 %. Im Russel 2000 sind die 2000 kleinsten US-Unternehmen des Russels 3000 zu finden.
Viele davon sind tatsächlich unprofitable Unternehmen. Deren Aktienkurse litten teilweise zu Recht, denn unprofitable oder hoch verschuldete Unternehmen tun sich im aktuellen Hochzinsumfeld schwer, an Kapital (Kredite) zu kommen und könnten dadurch in ernsthafte finanzielle Probleme geraten.
Auf einige Aktien trifft dies aber nicht zu – und dennoch können sie sich der Abwärtsspirale der Nebenwerte-Indizes nicht entziehen und fallen mit nach unten. Möglicherweise aber zu Unrecht. Die folgenden drei Aktienunternehmen sind stark gefallen, obwohl sie weiterhin hohe Gewinne erwirtschaften, und sich alle drei in einem strukturellen Wachstumsmarkt befinden.
Inhaltsverzeichnis
SMA Solar
SMA Solar ist ein deutsches Unternehmen und entwickelt innovative Lösungen für Solar- und Speicheranwendungen, sowie intelligente Energiemanagementsysteme und Ladelösungen für Elektroautos. In allen drei Segmenten ist SMA Solar in langfristigen, strukturellen Wachstumsmärkten unterwegs.
Die Hauptprodukte von SMA Solar sind Wechselrichter und Speichersysteme. Dort sind die Margen im Vergleich zum „einfachen“ Solarpaneele-Geschäft relativ hoch. Unter anderem steht man im Wettbewerb zu Huawei, Enphase und Solaredge.
SMA Solar hat eine Marktkapitalisierung von 1,6 Milliarden Euro und erzielte 2023 einen Umsatz von 1,9 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 226 Millionen Euro (EBITDA von 311 Millionen Euro) – was einem KGV von nur 7,2 entspricht.
Im Jahr 2023 konnte SMA Solar um extrem starke 80 % wachsen – der Gewinn wurde verdreifacht – und das EBITDA hat sich sogar vervierfacht. Dass die Wachstumsraten so nicht weitergehen konnten war klar, zumal die hohen Zinsen äußerst schädlich für das Solargeschäft sind – denn diese Solarprojekte werden in der Regel finanziert, egal ob es um die Photovoltaikanlage auf dem Einfamilienhaus, oder um großflächige PV-Projekte geht.
Trotzdem hat SMA Solar bei seinen letzten Quartalszahlen Ende März seine Umsatzschätzung für 2024 bekannt gegeben – welche zwischen 1,95 Milliarden Euro und 2,22 Milliarden Euro liegen soll. Das wäre trotz vorübergehenden, schlechten Rahmenbedingungen (hohe Zinsen) immer noch ein Wachstum von 2,6 % bis 16,8 %.
Das EBITDA soll 2024 zwischen 220 Millionen Euro und 290 Millionen Euro liegen– im Mittel also bei 255 Millionen Euro und damit rund 18 % unter 2023. Der Marketscreener schätzt das KGV für 2024 somit bei 10,4. (Quelle: www.marketscreener.com)
Angesichts dessen, dass die EZB viel mehr Spielraum bei Zinssenkungen als die amerikanische Notenbank hat, könnte das Solargeschäft in Europa wieder deutlich schneller anziehen als in den USA. Dadurch ist es gut vorstellbar, dass die Erwartungen eventuell zu niedrig gewählt wurden.
Ein weiterer Pluspunkt bei SMA Solar ist der sehr hohe Auftragsbestand von ca. 1,7 Milliarden Euro zum 31.12.2023 – was beinahe dem kompletten Umsatz eines Jahres entspricht und für eine gewisse „Sicherheit“ sorgt.
Aus diesen Gründen ist SMA Solar auch eine der größten Positionen in meinem investierbaren Wikifolio.
Knaus Tabbert
Knaus Tabbert ist ein deutscher Hersteller von Freizeitfahrzeugen wie Wohnmobile und Wohnwägen. Mit 4200 Mitarbeitern an vier Standorten produzierte Knaus Tabbert letztes Jahr 31.000 Reisemobile, Caravans und Camper Vans und gehört damit zu den führenden Herstellern in Europa.
Mit insgesamt 5 unterschiedlichen Marken ist Knaus Tabbert breit aufgestellt und hat ein ausgewogenes Portfolio. Egal ob Naturliebhaber, Städtereisende, Low-Budget-Reisemobile oder das Premiumsegment – mit seinen unterschiedlichen Marken spricht Knaus Tabbert so ziemlich jede Zielgruppe an, was ein riesiger Vorteil gegenüber der Konkurrenz ist.
Spätestens seit der Corona-Pandemie sind Camping-Aktien das erste Mal in den Fokus geraten. Wohnmobile und Wohnwägen hatten eine nie da gewesene hohe Nachfrage und die entsprechenden Aktien schossen in die Höhe.
Wie auch bei vielen anderen Corona-Gewinnern wie Zoom oder Hello Fresh machte sich Skepsis breit, ob diese Nachfrage nur eine Eintagsfliege sei. Doch meiner Meinung nach haben wir bei Knaus Tabbert einen völlig anderen Fall. Der Reisemobile-Markt war bereits vor Corona ein Wachstumsmarkt, und ist es auch weiterhin.
Laut einer Studie aus Januar 2024 (Quelle: www.statista.com) gaben im Jahr 2023 1,57 Millionen Personen in Deutschland an, in den nächsten 1 bis 2 Jahren ein Reisemobil kaufen zu wollen. Anbei die Anzahl der Kaufabsichten der Jahre 2020 – 2023 in Deutschland.
2020: 0,95 Millionen Personen
2021: 1,35 Millionen Personen
2022: 1,71 Millionen Personen
2023: 1,57 Millionen Personen
Es wird deutlich, dass gerade in den Jahren 2022 & 2023, enorm viele Personen vorhaben, in den anschließenden zwei Jahren ein Reisemobil zu kaufen. Und das, obwohl in diesen Jahren weltweit nahezu keine Corona-Beschränkungen mehr vorhanden waren.
Das belegt meines Erachtens eindeutig, dass wir uns weiterhin in einem Wachstumsmarkt befinden.
Kommen wir zu den Kennzahlen der Knaus Tabbert Aktie:
Beim aktuellen Kurs von 41,10 EUR beträgt die Marktkapitalisierung 429 Millionen Euro. Nach einem Wachstum von über 37 % in 2023 generierte man einen Umsatz von 1,441 Milliarden Euro.Der Gewinn verdoppelte sich sogar auf 60 Millionen Euro.
Dadurch ergeben sich folgende aktuelle Kennzahlen:
KGV: 7,1
KUV: 0,29
Eigenkapitalquote: 28,2%
Einzig und allein der Free Cashflow von -20,7 Millionen Euro ist nicht ganz so schön, kommt allerdings durch außergewöhnlich hohe Investitionen von 53,8 Millionen Euro zustande.
Ausblick auf 2024
Knaus Tabbert dürfte auch im Jahr 2024 nochmal leicht wachsen, was sich jetzt schon durch einen relativ hohen Auftragsbestand von rund einer Milliarde Euro zum 31.12.2023 andeutet. Dies sorgt für zusätzliche Planungssicherheit.
Auch CEO Wolfgang Speck zeigt sich weiterhin optimistisch: „Die Prognose für 2024 zeigt weiterhin das nachhaltige Wachstumspotenzial der Urlaubsform Caravaning. Daran werden wir weiterhin partizipieren.“ (Quelle: Geschäftsbericht 2023)
Marketscreener schätzt einen Anstieg der Umsätze für 2024 auf 1,49 Milliarden Euro (Nettoergebnis 66 Millionen Euro), für 2025 sogar einen Umsatzanstieg auf 1,65 Milliarden Euro (Nettoergebnis 84 Millionen Euro)
Daraus ergäbe sich für 2024 ein KGV von 6,5 – für 2025 sogar ein KGV von nur 5,1.
InMode
InMode entwickelt und produziert medizinische Geräte für die ästhetische Schönheitsbehandlung und gilt als Marktführer in diesem Segment. Durch seinen Technologievorsprung zum Wettbewerb erreicht InMode für ein produzierendes Gewerbe extrem hohe Bruttomargen von 83 %.
Obwohl sowohl InMode’s medizinische Geräte mit bis zu 100.000 US-Dollar sehr teuer sind, macht sich das für deren Kunden (Arztpraxen und Schönheitskliniken) schnell bezahlt. Die Anwendungen selbst kosten den Patienten mehrere 1000 Dollar pro Anwendung. Dadurch amortisieren sich diese Investitionen der Praxen in weniger als einem Jahr.
Normalweise erwartet man für ein hochprofitables Unternehmen mit solch hohen Bruttomargen ein KGV von 40 und mehr. Doch InMode wird aktuell gerade einmal mit einem KGV von unter 8 gehandelt. Zudem hat InMode’s trotz einer Marktkapitalisierung von gerade einmal 1,5 Milliarden US-Dollar ca. 800 Millionen US-Dollar Netto-Cash übrig und keinerlei Verschuldung.
Das Enterprise-Value-Verhältnis (Marktkapitalisierung –minus Netto-Cash-Bestände) beträgt somit gerade einmal 4 – was ich persönlich noch nie bei einem solch profitablen Unternehmen gesehen habe.
Warum ist InMode so günstig?
Durch die hohen Zinsen müssen einige Praxen ihre Investitionen in neue, kostspielige Geräte aufschieben und auf bessere Finanzierungsbedingungen warten. Dadurch soll das Wachstum für 2024 zum Erliegen kommen. Der Umsatz für 2024 wird in etwa identisch zum vorherigen Jahr. Sobald die Zinsen gesenkt werden, rechnet der CEO allerdings mit einer wieder anziehenden Nachfrage.
Ein anderer kritischer Punkt ist der Sitz von InMode. InMode ist ein israelisches Unternehmen. Allerdings hat InMode bisher nur sehr geringe Auswirkungen aufgrund des Krieges in Nahost: Einige Mitarbeiter aus der Produktion wurden in die Reserve der israelischen Armee eingezogen, zudem gibt es aufgrund der Kriegssituation kleinere Verzögerungen bei der Logistik von Teilen. Jedoch hat InMode nach eigener Aussage die Läger aller kritischen Teile deutlich aufgestockt, sodass man hier über mehrere Monate auf der sicheren Seite sei.
Wie so oft könnte hier das Sprichwort „Politische Börsen haben kurze Beine“ gelten – was so viel bedeutet wie, dass politische Unsicherheiten an der Börse schnell auch wieder vergessen werden.
Dennoch muss man sich im Klaren sein, dass InMode trotz der sehr günstigen Bewertung und der extrem guten finanziellen Stabilität nicht frei von Risiken ist. Sollte der Konflikt mit dem Iran eskalieren, wäre das sicherlich nicht positiv.
Disclaimer
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